Schmerztherapie in der Palliativmedizin

Arten von Schmerzen
Einteilung in drei Gruppen
1. Nozizeptorschmerzen: Bewegungsapparat, chronische Entzündungen, Kopfschmerzen
2. Neuropathische Schmerzen: Nervenschmerz nach Gürtelrose, Zuckernervenschmerzen in den Beinen, Phantomschmerzen
3. Nicht somatisch bedingte Schmerzen: psychogene Schmerzen, nicht fassbare, diffuse Schmerzen
Begleitende Depression durch Schmerzen

– akut
durch äußere oder innere Verletzungen
Intensität korreliert mit dem auslösenden Reiz
Lokalisation ist klar bestimmbar
besitzt eine eindeutige Warn- und Schutzfunktion

– chronisch

kein auslösendes Ereignis
korreliert nicht
wird zur eigenständigen Erkrankung
hat Warnfunktion verloren
stellt eine besondere therapeutische Herausforderung dar

Individuelles Schmerzempfinden – kulturelle Hintergründe, Unterschied zwischen Männern und Frauen

Schmerzskalen

Es gibt diverse Schmerzskalen und Beurteilungsverfahren,
die häufigsten sind:

  • die visuelle Analogskala
  • die numerische Bewertungsskala
  • die verbale Bewertungsskala
  • das lächelnde Gesicht

Fragen zur Schmerzerfassung (Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft, 2002)

  • Wo? Lokalisierung und Ausstrahlung
  • Wie? Qualität und Intensität
  • Wann? Zeitlicher Verlauf
  • Wodurch? Beeinflussende Faktoren
  • Warum? Kausalzusammenhänge
  • Begleitbeschwerden? z. B. Übelkeit, Verstopfung, Unruhe

Mythen bei der Schmerzbehandlung

  • Krankheit und Schmerzen gehören zusammen
  • Schmerzen sind eine gerechte Strafe und dienen zur Sühne
  • Schmerzmittel versetzen Patientinnen in Dämmerschlaf und verkürzen das Leben
  • Schmerzmittel verhindern das Erstellen einer Diagnose
  • Schmerztherapie nach Operationen verschleiern Komplikationen
  • Schmerztherapie ist Teil der aktiven Sterbehilfe
  • Opioide machen süchtig

Wie erkenne ich, ob PatientInnen Schmerzen haben (Schmerztherapie, Palliativtherapie)
Fragen, Gespräche, Angehörige, Schmerzskala
Mimik: Gesichtsverzerrungen
Seelische Schmerzen, Depression

Prinzipien und Maßnahmen

  • Prinzipien der Schmerztherapie – Maßnahmen zur Verhinderung einer Chronifizierung
  • Schmerztherapie ist kein Ersatz der Diagnose.
  • Bei traumatischen Ereignissen zuerst Schmerz behandeln, dann Diagnose.
  • Sich langsam entwickelnde Schmerzen ebenfalls so früh wie möglich behandeln, Aufklärung der PatientInnen um Wind-up Phänomen zu verhindern.
  • Schmerzen sind für den Krankheitsverlauf schädlich und können und müssen verhindert werden.
  • Vorhersehbare Schmerzen möglichst ausschalten (Operationen, etc.)
  • Pflegepersonal und Angehörige über Verlauf der Schmerztherapie (Zeitschema, Dosierungen) informieren
  • Zuwendung und positive Motivation

Arzneistoffe:

  • Nicht-Opioide
  • Mittelstarke Opioide
  • Starke Opioide
  • Nicht-Analgetika

Laufende Anpassung an den Krankheitsverlauf
Dauerhafte, konstant angewendete Therapie – Dauerschmerz wird behandeln (Pflaster)
Durchbruchsschmerzen, Schmerzspitzen (Schmerzpumpe, Sublingualtabletten, Schluckprobleme)
Abhängigkeiten von Schmerzmittel (Morphium)
„Starke“ Schmerzen müssen nicht unbedingt mit „starken“ Medikamenten bekämpft werden.

Nichtopioide: Parkemed, Mexalen, Novalgin
Schwache Opioide: Tramadol, Adamon
Starke Opioide: Fentanyl, Durogesic

Schmerztherapie

WHO-Stufenplan der Schmerztherapie:

Führt ein Arzneimittel der Stufe I nicht zu Schmerzfreiheit – auf Stufe II umsteigen
5 Behandlungsmaximen:

  • „by the mouth“ – orale Verabreichung
  • „by the clock“ – keine Schmerzen zwischen den Einnahmezeiten
  • „by the ladder“ – Anpassung an Schmerzintensität
  • „for the individual“ – Dosierung hängt vom Patienten ab und nicht vom Dosierungsschema
  • „attention to detail“ – nicht medikamentöse Maßnahmen in die Therapie aufnehmen